Winter 2010 in Finnisch Lappland

  • Hallo Freunde,
    wir wollen mit unserem Dicken am 31.12.2009 bis Mitte Januar 2010 nach Taivalkoski in Finnisch Lappland.
    Nun haben wir Finnland und auch Lappland mit dem Bike im Sommer schon
    bereist und waren vom Zustand der dortigen Straßen einfach nur begeistert.
    Wie sieht es dort jedoch im nordischen Winter aus ? Schon im letzten
    Winter habe ich unter http://alk.tiehallinto.fi/alk/frames/kelikamerat-frame.html den Zustand der Straßen im hohen Norden beobachtet. Sie waren, zumindest wie es zu sehen war eigentlich immer beräumt.

    Hat einer von Euch Erfahrungen ? Derzeit denke ich eigentlich gute
    Winterreifen, Allradantrieb und Schneeketten für den Notfall dürften auch
    für die dortigen Verhältnisse absolut ausreichend sein, zumal die E-Straßen im letzten Winter gut geräumt aussahen.

    Das Reisebüro über welches wir das Ferienhaus buchen werden meinte
    nun, man könne sich am oder in der Nähe des Hafens nach Ankunft in
    Helsinki auch Spike-Reifen aufziehen lassen.

    Hat das schon mal einer von Euch gemacht ? Werden die Räder komplett gewechselt oder die Winterreifen auf den eigenen Felgen durch die Spike-Reifen ersetzt ? Was kosten der Spaß ? Hat jemand eine Internetkontaktadresse (googeln hilft hier nicht wirklich weiter)?

    Auch über alle anderen Tipps und Hinweise wäre ich dankbar.

    Gruß Fisch

  • Du musst damit rechnen, dass die Straßen in Lappland nicht (vollständig) geräumt werden. Je nach Schneemenge und Größe/Wichtigkeit der Straße wird nur die obere Schicht an die Seite geschoben und der Rest einfach festgedrückt. D.h. Du fährst in der Regel auf einer geschlossenen festen Schneeschicht. An den Stellen wo vollständig geräumt wird musst Du mit Eis rechnen. Spikes sind hilfreich, aber bei entsprechend defensiver Fahrweise nicht zwingend notwendig. Ich würde an Deiner Stelle auf jeden Fall einen Klappspaten, einen elastischen Bergegurt und einen dicken Schlafsack mitnehmen. Die meisten Leute, die ich kenne, sind auf so einer Tour früher oder später in einer Schneewehe bzw. in einem Graben gelandet. In der Regel kommt es dabei zu keinen größeren Schäden am Auto aber man kommt selten alleine wieder frei. D.h. man muss u.U. auch mal etliche Stunden dort warten, bevor ein weiteres Auto vorbeikommt und einen rauszieht.
    Ansonsten musst Du mit Temperaturen von bis zu -40°C rechnen. Normal sind ca. -20°C, gelegentlich wird es aber auch kälter. Bis -25°C hast Du mit einer guten Batterie i.d.R. keine Probleme mit dem Starten, drunter wird es problematisch. Wenn Du sicher gehen willst, baust Du Dir noch einen elektrischen Kühlwasserheizer ein. Steckdosen dafür gibt es in Lappland auf fast jedem Parkplatz. Ich würde wahrscheinlich einfach vorher eine neue Batterie einbauen und darauf hoffen, dass es nicht zu kalt wird.

    Ansonsten wirst Du 24 Stunden am Tag keine Sonne zu sehen bekommen und einen Großteil des Tages in völliger Dunkelheit verbringen, aber das dürfte ja klar sein.

    Viele Grüße

    Boris

  • Wenn Du sicher gehen willst, baust Du Dir noch einen elektrischen Kühlwasserheizer ein. Steckdosen dafür gibt es in Lappland auf fast jedem Parkplatz. Ich würde wahrscheinlich einfach vorher eine neue Batterie einbauen und darauf hoffen, dass es nicht zu kalt wird.



    Hallo Boris,
    erst einmal danke für die Tipps.
    Trage mich mit dem Gedanken mir neben der vorhandenen Standheizung die ja bekanntlich nur den Innenraum erwärmt die Defa Motorerwärmung
    ( http://www.carandcamp.com/DEFA-Motorvorw…68_p3153_x2.htm )einzubauen. Bleibt auch hier wieder die schon in anderen Threads über die Einbindung der Standheizung in den Motorkreislauf viel diskutierte Frage, ob die Motorsteuerung verrückt spielt. Hat jemand hier ein solches Teil verbaut ?
    Gruß Fisch

  • Hallo liebe Gemeinde,

    auch dieser Urlaub ist nun schon wieder Geschichte und ich will mir mal die Zeit nehmen einen kleinen Bericht zu schreiben.

    Nachdem ich mir im November die Defa-Motorvorwärmung eingebaut und nach vielen Mails und Anfragen die Suche nach Spikereifen aufgegeben hatte ereilte uns Anfang Dezember die Absage von Tallink, dass unsere gebuchte Wunschfähre am 31.12. von Rostock nach Helsinki nicht fahren würde. Nun hieß es erst einmal umdisponieren und wir entschieden uns für die Fahrt über Schweden mit Zwischenübernachtung.

    Am 01.01. um 22.30 Uhr ging es endlich los mit der Fährüberfahrt von Rostock nach Trelleborg. Am 02.01. fuhren wir dann über Stockholm die ersten 1000 km bis Sundsvall und kamen dort dann gegen 19.30 Uhr trotz Dauerschneefall und -16° planmäßig an und waren über das trotz widrigster Winterbedingungen und dem Verzicht auf Streusalz doch zügige Vorankommen sehr überrascht. In D hätten wir für die gleiche Strecke wohl die doppelte Zeit benötigt. In S und F wird lediglich geschoben und ansonsten geht es vorwärts wie gehabt. Die Spikes der anderen "reißen"den Schnee in den Fahrspuren immer wieder ab und damit fährt man praktisch wie auf Asphalt. Mit guten Winterpneus und Allrad ist der Norden auch im Winter also überhaupt kein Problem.

    Nach einer Übernachtung in einem schicken und gemütlichen Hotel in Svarsvik südlich von Sundsvall hieß es für Frau und Hund einsteigen und auf zur zweiten Runde, Temperatur - 18°. Dank der verbauten Motorvorwärmung und den überall an den Stellplätzen vorhandenen Aussensteckdosen erwachte der V6TDI mit warmen Öl im Handumdrehen. Weiter ging es auf der E4 bis Haparanda/Tornio und Finnland war am frühen Nachmittag erreicht. Draußen schon über -23° und es fing wieder an zu schneien, die Landschaft wurde immer weiter und dünnbesiedelter und wir hatten doch schon etwas Muffensausen, da es immer doller schneite, aber: es fuhr sich wie gehabt nur gesehen hat man nichts mehr. Das stört jedoch dort oben niemanden, Nebelschlußleuchte an und in Kollone ging es bei null Sicht mit 110 kmh weiter mit Orientierung an der NSL des Vordermanns zu unserem Ziel. Und was soll ich sagen, es geht und zwar sehr gut. Nicht auszumalen was bei solchen Verhältnissen in D los gewesen wäre.

    Fahren im Winter macht dort oben mit dem T doppelt Spass.

    Gegen Abend erreichten wir dann über Oulu unser Ziel Taivalkoski, ca. 60 km vor Kuusamo und konnten unser Blockhäuschen in Besitz nehmen. Es folgten 11 Tage mit Langlauf, Skidoo und Rentier und natürlich am 06.01. ein Besuch am Polarkreis im Weihnachtsmanndorf nördlich von Rovaniemi. Selbst als alte Ossis hatten wir jedoch nicht bedacht, dass in Russland zu diesem Zeitpunkt Jolkafest ist und so kam es in Anbetracht der Nähe der russischen Grenze wie es kommen musste: wir waren wohl die einzigen Deutschen dort oben, ansonsten nur Russen. Der Dicke viel im Unfeld der geparkten Autos mit russischem Kennzeichen nicht mehr auf !

    In den kommenden Tagen viel die Temperatur auf -36,5° und die LCD-Anzeigen im T machten Anstalten regelrecht zu zerfließen. Dank Motorerwärmung sprang der Dicke jedoch auch bei diesen extremen Temperaturen auf Schlag mit einmal Vorglühen an.

    Viel zu schnell war die Zeit vorbei und nachdem wir rückwärts die gleiche unproblematische Reise hatten erreichten wir unbeschadet Trelleborg und fuhren mit der Fähre nach Sassnitz.

    Unser Fazit: Im Januar 2011 sind wir wieder dort oben, finnisch Lappland ist (auch wenn wir uns letztlich nur an dessen südlicher Grenze aufgehalten haben) im Januar für jeden der Ruhe, Erholung und Winter in seiner schönsten Form genießen will nur zu empfehlen. Leere Loipen, freundliche Finnen und ein bischen Abenteuer ist auch noch dabei. Wir wollten es bis zu unserem Urlaub auch nicht glauben, aber die dortigen Temperaturen sind sehr erträglich, selbst die Spitzenwerte unter -30° hielten uns nicht vom Skifahren ab. Der Saunagang danach mit anschließendem Abkühlen im Schnee bei solchen Temperaturen (!!!!!!) ist einfach eine ganz neue und herrliche Erfahrung. Auch die kurze Tageslichtzeit von ca. 10.30 Uhr bis 14.30 Uhr hat (zumindest für so einen Urlaub) was reizvolles. Alles einschließlich der meissten Loipen ist heimelig beleuchtet, den Rest besorgt die noch vorhandene Weihnachtsschmuckbeleuchtung an den niedlichen Holzhäusern, einfach schön ! Ansonsten hieß es lange schlafen und den Tag dann gaaanz langsam angehen. So sieht das wohl auch der Finne, alles läuft etwas geruhsamer und keiner regt sich über laufende Motoren in leeren Fahrzeugen vor dem Supermarkt auf.

    Nun freuen wir uns des perfekten Winters hier in M-V, heute konnten wir bei -13° auf dem zugefrorenen Bodden auf einer schönen Schneeschicht bei strahlendem Sonnenschein unsere Langlaufski wieder benutzen. Wollen wir hoffen es bleibt noch eine Weile so.

    Anbei in paar Impressionen.

    Gruß Fisch

  • Hallo Fisch,

    sehr schöne Bilder einerseits von deinen Dicken und anderseits von der wunderschönen Landschaft:top: Da ich nun ein wenig vorgeschädigt bin, hast du Luftfederung wenn ja hat sie Probleme gemacht?, war ja kalt genug zum testen:zwinker:

  • Hallo Fisch,

    ich habe selber auch schon einige Winter in Lappland verbracht und habe bei Deinem Bericht den einen oder anderen wehmütigen Gedanken gehabt. Vielen Dank dafür! Ich muss da auch dringend mal wieder hin.

    Viele Grüße
    SOA

  • .....hast du Luftfederung wenn ja hat sie Probleme gemacht...



    Hallo Alex,
    ja Luftfederung ist mit an Bord und hat wie alles andere auch keinerlei Probleme gemacht. Angst hatte ich eigentlich nur vor ausflockendem Diesel, dort oben ist der
    aber bis zu Temperaturen weit unter unseren Spitzenwerten winterfest. Trotzdem viel mir auf, dass dort die Benzinerfraktion überwiegt auch wenn der Diesel in Finnlad unter oder um 1,- EUR kostete. Bin mit halb vollem Tank nach Schweden rüber und habe dort erst einmal vollgetankt und auch die Standheizung laufen lassen, damit der gute skandinavische Winterdiesel in allen Leitungen ist. Der Verbrauch pegelte sich bei den Temperaturen um 10,5 L ein, Durchschnitt ca. 90 km/h und Skier auf dem Dach. Aber das war völlig ok, den Skidoo mit mehr als 100 PS musste ich nach 50 km (davon ca. 30 km "powerheizen") mit 16 Liter Super betanken.

    Aufgefallen ist mir, dass der Zuheizer solange mitläuft, bis das Öl um die 90° hat, was bei gemächlicher Fahrt nicht erreicht wird; er läuft also immer mit. Sehr von Vorteil war die Defa Motorvorwärmung. Der Einbau ist leicht selbst zu bewerkstelligen und für solche Trips auch in Anbetracht des Preises (150,- EUR) sehr zu empfehlen. Beim V6 TDI kommt kein Tauchsieder in den Kühlkreislauf sondern ein Blockheizelement wird von unten an die Ölwanne geschraubt. Das Teil ist wirklich sehr effektiv. Selbst bei diesen extremen Temperaturen zuckte die Nadel der Öltemperaturanzeige beim Einschalten der Zündung, was ja heisst, das sich das Öl im Bereich von Plusgraden befinden muß. Da ansonsten nur die Zuleitung zum Stoßfänger verlegt und dort die kleine Steckdose verbaut werden muß hat das System keinerlei Einbindung in die Fahrzeugelektronik und kann dort nicht zu Problemen oder Fehlern führen. Ansonsten hat die Standheizung mit ihrer zweiten Batterie auch bei -36° zuverlässig ihren Dienst verrichtet und den Inneraum nach 40 Minuten mollig warm gemacht. Da man in der Regel weitere Strecken zurücklegt lädt sich die Batterie zuverlässig wieder auf. Das Voltmeter der Hauptbatterie (die erste wie das ganze Fahrzeug von 11/2006) zeigte morgens fast 13 Volt. Der Anlasser hatte dank des warmen Öls nicht das geringste Problem den Motor zu drehen, ein wirklich spürbarer Unterschied zu einem Kaltstart hier bei etwa -5°.

    So, nun erstmal wieder genug geschrieben, draussen sind -16° und noch etwas Sonne und jetzt geht es ab auf die Langläufer.

    Gruß
    Fisch