@dreyer-bande:
Hallo,
jetzt kommt es ja tatsächlich zu einer interessanten Diskussion und Argumentation.
Auch ich betrachte China nicht nur durch die Rosarote Brille. Allerdings zeigt die Historie, dass auch schon andere Systeme in anderen Ländern plötzlich und für die meisten überraschend untergegangen sind. Ein Beispiel: Noch 1976 haben viele Afrikanische Staaten die Teilnahme bei Olympia (vor Ort in Montreal) verweigert, weil Südafrika teilnahm. Noch in den 80er wollte keiner Geschäfte mit diesem Land machen. Heute hat sich das um 180° gedreht und Südafrika ist (bei allen dortigen Problemen, die nicht einfach weggewischt werden können) anerkannter demokratischer Staat in der internationalen Gemeinschaft.
Auch wenn natürlich für China nichts vorhersagbar ist, so gibt es doch in den vergangenen Jahren viele Indikatoren, die in die richtige Richtung weisen. Exemplarisch sei hier die Anerkennung von Patenten und geistigem Eigentum genannt. China ist nach wie vor ein sehr schwieriger Markt, aber der Bedarf ist immens. Gerade Deutschland als Exportnation Nummer 1 kann es sich nicht leisten diesen Markt zu boykottieren. Wenn sich deutsche globale Unternehmen nicht in China aufstellen, werden es andere tun.
Einen anderen Aspekt, welchen ich beleuchten möchte, ist der Vorwurf, dass Unternehmen nur ihr betriebswirtschaftliches Ergebniss verbessern möchten. Was ist daran falsch? Ich bin auch Unternehmer (ebenfalls ein kleineres Unternehmen). Ich muss ehrlichweise sagen, ich bin nicht Unternehmer, um Arbeitsplätze zu schaffen, sondern zunächst aus Eigeninitiative. Selbstverständlich bin ich primär daran interessiert Gewinne zu machen. Je mehr, desto besser. Da ich dies nun mal nicht alleine kann, beschäftige ich Arbeitnehmer. Als Dienstleister ist das vertriebene Produkt logischerweise der Faktor Arbeit. Ziel ist es für mich primär aber immer meine Gewinne zu optimieren, dies geht dann sekundär nur durch Schaffung von Arbeitsplätzen. Diese Denkweise halte ich für logisch und nicht für verwerflich. Auch wenn die Öffentlichkeit in Deutschland so etwas nicht gerne hört.
Die Einstellung von Arbeitnehmern geht aber in Deutschland durchaus einher mit sehr vielen Nachteilen, bzw. falschen Vorstellungen von möglichen Arbeitnehmern. das ist es, was ich als fehlende Motivation bezeichne. Auch hier könnte ich sehr viele Beispiele nennen, beschränke mich aber auf zwei:
- Bei Gesprächen mit potentiellen Bewerbern stelle ich immer fest, dass alle Häuptling sein wollen. Deligieren, Planen, Meetings, etc., und das meist noch mit fehlender Berufspraxis. Das eigentlich Umsetzen will keiner mehr tun. (Mag für meine Branche Softwareentwicklung natürlich sehr spezifisch sein). Auf jeden Fall gibt es viel zu wenig Indianer. Und das bei Branchenbedingt durchaus sehr hohen Gehältern...
- Auch als kleines Unternehmen konnten wir unser Produkt weltweit zum Einsatz bringen. Dies erfordert nach und nach einen Support rund um die Uhr, auch an Feiertagen und Wochenenden. Ein Jahr lang haben wir versucht in Deutschland Leute zu finden. Keiner will das, lieber arbeitslos. Spätestens um 17:00 muss der Hammer fallen. Nun gut, jetzt werden wir halt ein kleines Office in den USA aufmachen. Dort ist es kein Problem Leute zu finden, die dann arbeiten (zeitlich), wenn die Arbeit halt anfällt.
Noch ein weiterer Punkt , der angesprochen wurde, ist Direktvertrieb und EU-Re-Import. Auch dazu gehören immer zwei. Für mich wäre es z.B. ein Unding unsere Fahrzeuge nicht beim Händler vor Ort zu kaufen. Aber es gibt genügend Leute, welche dies tun. Auch hier im Forum. Für viele ist inzwischen das unerträgliche "Geiz ist geil" Motto zum Lebensmotiv geworden. Es gibt offensichtlich nichts, was man nicht irgendwo noch billiger bekommen könnte. Auch Direktvertrieb ist ja nur etwas für Kunden, die irgendwo noch ein Prozent sparen wollen. Ich will nicht absprechen, dass 1% von 50.000 EURO immer noch eine gewisse Summe darstellt. Aber wenn immer mehr Kunden dies verlangen, dann wird es natürlich für den Händler immer schwieriger. Auf jeden Fall glaube ich nicht, dass die Fahrzeughersteller hier die Initiatoren waren.
gruß
Heinz