Hallo Andreas,
kann ja sein, dass wir im Rhein-Main-Gebiet ein Luxusproblem haben und ich das ganze vieleicht falsch warnehme. Aber als Arbeitgeber habe ich mich in den vergangenen Jahren schon mit einigen Arbeitslosen unterhalten dürfen/müssen. Und obwohl Softwareentwicklung eine hochdotierte Branche ist, haben die meisten dieser Herrschaften auf eine Anstellung verzichtet, da sie als Arbeitslose besser gefahren sind. Wir sprechen wohlgemerkt von Einstiegsgehältern deutlich jenseits der 30.000 Euro brutto p.a für einfache Programmiertätigkeiten.
Meine Erfahrung gleiche ich öfter ab mit Bekannten aus unterschiedlichsten Branchen. Selbst in der einfachen Metallverarbeitung und insbesondere im Handwerk erleben alle tagtäglich das Gleiche. Der ganz normale Wahnsinn. Dazu kommt eine gewisse Inflexibilität. Wir haben schon einige Bewerbungen aus Hamburg, Rostock usw. bekommen, d.h. aus einer grösseren Entfernung. Internet und die Jobagentur für Arbeit macht es möglich. Wo Bingen am Rhein liegt weiß man nicht. Wenn dann klar wird, wo wir als Firma sind, dann verzichtet man schon auf das Vorstellungsgespräch (Fahrkosten DB 2. Klasse werden durch uns bezahlt !). Ich muß ehrlicherweise sagen, bevor ich keine Arbeit habe, gehe ich irgendwo hin, egal wo. Aber es kann doch keiner erwarten, dass ein Unternehmen sich zu den Arbeitslosen begibt. Normalerweise sollte es andersrum sein. Für uns ist z.B. die nähe zum Großflughafen Frankfurt sehr wichtig und auch die meisten anderen Unternehmen habe ihre Gründe für einen Standort. Das ganze könnte ich weiterspinnen, z.B. Ausbildung: O-Ton Arbeitsamt: Wenn Sie einen Auszubildenenden wollen, dann müssen Sie sich aber anstrengen. Die sind alle schnell vergeben. Die, die übrig bleiben, sind noch nicht mal im Handwerk zu gebrauchen (so heißt es). Unser Krankenhaus vor Ort muss seine Pflegekräfte auch im Osten rekrutieren, da es nicht genügend deutsche Bewerber gibt. Solche Beispiele lassen sich beliebig ausdehnen.
Aber das alles kann ja mit der Reichensteuer aufgefangen werden. Haha.
Lebensplanung ist ja gut und schön, aber ich kann das allgemeine Lebensrisiko nicht vollständig auf den Staat übertragen. Deutschland ist und bleibt ein Sozialstaat, aber eine Risikominierung auf 0, d.h. Statuserhaltung langfristig auch ohne Arbeit kann sich kein Staat der Welt langfristig leisten. Bzw., wenn man das will sollte man vieleicht wirklich Lafontaine wählen. Wäre für mich kein Problem: Ein Office in Atlanta haben wir schon, der Firmenumzug und die private Umsiedelung wäre innerhalb von 3 Monaten zu realisieren.
gruß
Heinz