Fehler mit Luftfahrwerk

  • Hallo,

    ich habe bei meinem 7L aktuell die Fehlermeldung "Stopp Fehler Fahrwerk".

    Das Federbein hinten rechts steht deutlich höher als die Anderen. Daher möchte ich gerne das Druckhalteventil prüfen und ggf. versuchen gangbar zu machen.
    Hat hierzu jemand einen Tipp für mich!?
    Das Vetil scheint auch nicht gut zugänglich zu sein. Außerdem ist ja Druck im Federbein. Kann ich es normal wegschrauben, oder fliegt es mir dann um die Ohren?

    Außerdem würde ich gerne die Ventileinheit prüfen. Steckkontakt etc. Könnt ihr mir bitte sagen wo die Ventileinheit sitzt.

    Vorab vielen Dank für Eure Unterstützung!

    Hallo allerseits,
    ich möchtean dieser Stelle eine Fehleranalyse im Forum zur Verfügung stellen in der Hoffung, dass diese für den ein oder anderen bei der Fehlersuche hilfreich ist.
    In diesem Thread (und auch in verwandten Foren) gibt es ja immer wieder ähnliche Fragen zu Problemen mit dem Luftfahrwerk und gut ein Dutzend verschiedene Erfahrungen und Ferndiagnosen. Ohne Diagnosetester ist das wirklich "Handauflegen", allerdings können einige Symptome schon mal in eine erste Richtung deuten.

    Ich antworte trotzdem auf diesen etwas älteren Post, weil das Problem das oft beschrieben wird (und auch mir widerfahren ist) sich folgendermaßen abzeichnet:
    - Ein (oder zwei) Räder stehen hoch
    - Unregelmäßig oder regelmäßig taucht der Fehler "Fahrwerksfehler STOP" in rot im MFA beim Fahren auf.
    - Eigentlich immer taucht dieser Fehler im MFA auf, wenn der Wagen von einem Niveau auf ein anderes abgesenkt wird (von "Normal" auf "Laden", von "Offroad" auf "Normal"..)
    - Beim anheben auf ein höheres Niveau taucht der Fehler regelmäßig nicht auf (aber dann beim Absenken)

    Um es vorwegzunehmen: Dies deutet auf defekte Restdruckhalteventile hin (ist aber noch kein Nachweis, und auch die Ursache für die Defekten Ventile kann woanders liegen)
    Validierung:
    - Diagnoseprüfer (VCDS oder VAG wer kann): Steuergerät 34 Niveauregulierung/Level Control Fehlerspeicher auslesen
    - Fehler:
    01400 - Niveauregelung
    001 - oberer Grenzwert überschritten - Sporadisch
    - kein weiterer Fehler, insbesondere keine Fehler über unplausible Signale von Sensoren oder Beschleunigungsmessern!

    => Dies deutet darauf hin, dass der Regelprozess, das Fahrwerk in die definierte Position zu bringen, zu lange (oberer Grenzwert) dauert. Deshalb bricht das Steuergerät ab und ein Fehler im MFA wird angezeigt.

    Feindiagnose:
    - Wir werden einen Regelvorgang beobachten und dabei alle Parameter (Druck, Stellwerte, Ventile, Relais) aufzeichnen, das wird uns sagen/bestätigen wo der Fehler liegt
    - Per VCDS (oder VAG wer kann) folgende Messwertblöcke bei laufendem Motor beobachten und aufzeichnen:
    - Kompressor Relais (J403) [An/Aus] (-> sagt uns wann und wie oft der Kompressor läuft um die Druckspeicher zu füllen)
    - Druckspeicher (G291) [in Bar] (-> zeigt wie sich der Druck im System beim Regelvorgang auf oder abbaut als konsequenz von Ventilsteuerungen)
    - Ablassventil (N111) [Auf/Zu] (-> zeigt wann das zentrale Ablassventil geöffnet ist um Druck aus dem System zu entlassen, Voraussetzung für Dämpfer nach unten)
    - Alle 4 Dämpferventile [Auf/Zu] vorne links (N148), voren rechts (N149), hinten links (N150), hinten rechts(N151) (-> zeigt Wann Dämpfer verstellt wird (=Ventil auf), nach oben (Ablassventil zum Druckspeicher hoch) oder unten (Ablassventil offen und/oder Druckspeicher niedrig (<3bar))
    - Alle 4 Höhenabweichungen aller Räder [in mm von Normallage] (= Werte aller 4 Fahrwerkssensoren, "Stellung der Dämpfer")

    Wenn die Aufzeichnung gestartet ist einen oder mehrere Regelvorgänge ausführen. Das heisst z.B. ausgehend von "Normalniveau" einmal das Fahrwerk hochfahren auf "Offroad" und dann das Fahrwerk wieder herunterfahren auf "Normal". Hier sollte der Fehler in der MFA wieder auftreten.
    Eine typische Auswertung pro Dämpfer aufbereitet sieht dann so aus wie im Anhang:

    Hier ist sehr schön zu erkennen:
    - Dämfer stehen in einer festen Position ("Höhenabweichung") oben (es geht hier erstmal um die relativen Werte)
    - Dann wird das Niveau abgesenkt über den Knopf in der Mittelkonsole:
    - Das Ablassventil N111 öffnet (um Druck abzulassen am Ventilblock (der Druckspeicher ist weiterhin geladen!)
    - Zu fast identischem Zeitpunkt öffnen auch alle Dämpferventile N148, N149, N150, N151 an allen vier Rädern.
    - Dadurch, dass hinter dem Ventilblock N111 nun offen steht, kann Druck aus den Dämpfern entweichen und diese fahren herunter, dort herrschen ja je nach Regellage zuvor 6-12 Bar
    - Im Diagram zu sehen, ca 7,5s dauert es bis der Druck auf ~2,2 Bar im Speicher abgesunken ist
    - Beide vorderen Dämpfer sind in knapp über 4 Sekunden in ihrer Regellage angekommen, die Ventile N148 und N149 schliessen und haben die Vorderachse gleichseitig um etwa 22mm abgesenkt.
    -> Das sieht doch gut aus. Aber was macht die Hinterachse?
    - Die beiden Dämpferventile hinten N150 und N151 stehen weiter offen, da die Regellage offenbar noch nicht erreicht wurde
    - Im Diagramm schön zu sehen, verändert sich diese Lage extrem langsam, 2mm in den ersten 5 Sekunden links und 4mm nach ca 4 Sekunden hinten rechts
    - Nach 45 Sekunden ist die Regellage immer noch nicht erreicht:
    - Das Ventil N111 schliesst
    - Beide Dämpferventile schliessen
    - Steuergerät bricht mit Fehler ab
    - Netto Absenkung 4mm links, 5mm rechts (vorne 22mm!)

    Fazit:
    - Wenn bei geöffnetem Ventilblock (Nachweis: N111 geöffnet, kein Fehler, Vorderachse Senkt sich ersichtlich) der Druck nicht schnell genug aus den hinteren Dämpfern entweichen kann, dann spricht einiges dafür das die Restdruckhalteventile die Ursache sind. Diese sollten eigenlich bei ca 3 Bar sperren, offensichlich sperren diese durch Alterung und/oder Korrosion bei 8-9 Bar.
    - Wir haben insbesondere keine weiteren Fehler von Sensoren oder der Elektrik gesehen.
    - Der Kompressor war/ist in der Lage Druck aufzubauen (14 Bar) - insofern ist dieser ebenfalls in Ordnung
    - Das Kompressor Relais Schaltet nicht hektisch ein/aus, insofern weder Relais defekt noch Undichtigkiet oder Druckverlust

    => 2x Restdruckhalteventile ersetzen. Kostenpunkt 84€ pro Seite.

    Die Ursache können wir hier noch nicht abschliessend bestimmen, woran liegt es dass diese Ventile offenbar kaputt gehen. Hier steht in erster Linie Korrosion in Verdacht, diese entsteht durch Feuchtigkeit im System. Wer länger beschwerdefrei sein möchte bevor auch noch die Vorderachsventile korrodieren, der tauscht als Wartungsmaßnahme auch noch den Entfeuchter am Kompressor. Nein, man braucht keinen komplett neuen Kompressor, auch wenn mancher Vertragshändler das gerne so machen möchte. Wartungskit inklusive Trockner und Kolbenring gibt es orginal VW für fast schon günstige 204€. Runde Sache.

    anna Michael: Wahrscheinlich bei Dir schon gelöst, aber Antwort auf Deine Frage: Auto darf NICHT auf den Rädern stehen, sondern muss über Wagenheberaufnahme angehoben sein. Rad muss sich frei drehen können. Sonst fliegt Dir das Auto auf die Ohren. Ventileinheit sitzt direkt vor/am Kompressor.

    charly-sl-300: 7L0698030 ist nicht aus dem Programm genommen, kostet 85,91; Ich würde aber anstelle dessen immer 100 698 010 A einsetzen. Umfasst neben dem Kolbenring noch den Lufttrockner. Kostenpunkt 204€

    Hoffe das ist dem ein oder andern Hilfreich um Kosten und Ärger bei Jugend Forscht (= empirisch 95% aller VW Werkstätten) zu vermeiden.
    VG

  • Servus,

    Hallo allerseits,
    ich möchtean dieser Stelle eine Fehleranalyse im Forum zur Verfügung stellen in der Hoffung, dass diese für den ein oder anderen bei der Fehlersuche hilfreich ist.
    [...]

    vielen Dank für deine Ausführungen! :top:

    Vor allem die Beschreibungen dazu helfen sicherlich dem ein oder anderen a) das System zu verstehen und b) festzustellen, ob und was defekt ist...

    Grüße,

    Uli
    ________________________________

    Was kann ich tun um Antworten erfolgreich zu unterbinden?
    Nachdem ich die Suche erfolgreich ignoriert habe, erstelle ich das gleiche Thema in mehreren Unterforen, benutze einen aussagekräftigen Titel wie "Hilfe", am Besten noch mit mehreren Ausrufezeichen, und veröffentliche einen Fließtext aus Kleinbuchstaben ohne Punkt und Komma, damit auch der letzte hilfsbereite Nutzer resigniert.

  • Hallo,

    zuerst einmal vielen Dank an ICK für die Aufschlussreiche Erklärung!


    Leider hat es unseren Dicken jetzt auch erwischt. Meine Frau hatte mich angerufen, das die Fahrwerksfehlermeldung kam, mit Aufforderung STOP (rot)

    Ich habe jetzt auf die Schnelle mal am Fahrzeug untersucht (mit VDCS).

    Es verhält sich genau wie beschrieben:

    Anblasen geht. Bis auf "X"tra kein Problem.
    Senken geht von X auf Gelände noch recht gut. Von Gelände auf Normal (AUTO) anfangs gut. Dann HA kaum noch. Ich bekam mehrfach die Störung. Welche ich dann immer gleich weg gedrückt hatte. Ich schaffe es dann nach ein paar Versuchen in AUTO zu gelangen. Ein Wechsel nach SPORT oder gar LOAD geht nicht mehr.

    Fehlermeldung im STG hatte ich:

    02250 - Funktionsabschaltung Ventileinschaltdauer
    001 - oberer Grenzwert überschritten - Sporadisch
    01400 - Niveauregelung
    001 - oberer Grenzwert überschritten

    Wobei der 01400 öfter kam. der 02250 nur ein mal.

    Jetzt steht er in den Messwertblöcken Abweichung von Normal bei:

    VA: -23/-22
    HA: 2/4

    Soll das wenn alles wieder geht 0/0 - 0/0 sein?

    So wie ich den Text verstanden habe sind es bei mir dann auch die Restdruckhalteventile (der HA?).

    Sitzen die an den Dämpfern, oder irgendwo anders im System?
    Kann man sowas selber tauschen? (Ich habe schon einiges in den letzten 20 Jahren, als Hobby Schrauber erledigt, und bin auch nicht schlecht an Werkstattzubehör ausgestattet) Und wenn ja, gibt es hierzu eine Art "Leitfaden"?

    Ich gehe davon aus das die genannten 84€ pro Ventil nur das ET sind - oder?

    Was mich auch noch wunderte bei der Auswertung der Messwertblöcke ist, das es einen Block mit den el. Ventilströmen gab. Und die Werte waren alle bei 0, ich glaube 0,045A egal ob das Signal Ventil ein oder aus da war. Da sich aber das bei sichtlichem heben/senken auch an der VA so ist, gehe ich davon aus, das das kein Fehler ist. Ist das normal?


    EDIT:

    Noch eine ergänzende Frage habe ich. Wenn man das Auto mit allen vieren in der Luft hat (Hebebühnen Modus) welcher Druck ist dann ca. im Balg/System?
    Was genau macht denn der Modus eigentlich? Wird der Dämpfer dann irgendwie arretiert?


    Vielen Dank hier ans Forum!

    Und schon mal Danke für evtl. weitere Hilfestellung!

    Gruß,

    Gerhard

  • Gutes neues Jahr,
    etwas verzögert meine Antwort, hoffentlich noch hilfreich.
    VG


    Am besten den Regelvorgang mit allen Parametern aufzeichnen wie beschrieben, sonst ist es etwas schwer eine Diagnose zu geben.


    Sitzen die an den Dämpfern, oder irgendwo anders im System?
    Kann man sowas selber tauschen? (Ich habe schon einiges in den letzten 20 Jahren, als Hobby Schrauber erledigt, und bin auch nicht schlecht an Werkstattzubehör ausgestattet) Und wenn ja, gibt es hierzu eine Art "Leitfaden"?


    Ja direkt an den Dämpfern. Ist im Reparaturleitfaden Fahrwerk beschrieben & bebildert.
    Ja kann man selber tauschen. Hinterachse sogar etwas einfacher als Vorderachse. Es muss nur die Radhausschale ausgebaut werden, dann kommt man gut hin.
    Allerdings braucht man eine Spezialnuss zum Lösen/Einschrauben der Ventile (Siehe Bild im Anhang). Mit etwas Glück sitzt die Mutter des Pneumatikschlauchs so fest, dass man das auch mit einem kurzen Gabelschlüssel oder Bremsleitungsschlüssel losbekommt, zum Einschrauben mit dem richtigen Drehmoment empfiehlt sich die Spezialnuss aber schon.


    Ich gehe davon aus das die genannten 84€ pro Ventil nur das ET sind - oder?


    JA


    EDIT:

    Noch eine ergänzende Frage habe ich. Wenn man das Auto mit allen vieren in der Luft hat (Hebebühnen Modus) welcher Druck ist dann ca. im Balg/System?
    Was genau macht denn der Modus eigentlich? Wird der Dämpfer dann irgendwie arretiert?


    Im "System" sollte nach kurzer Zeit Umgebungsdruck (=1 Bar) herrschen. In den Dämpfern genau der Restdruck den das Restdruckhalteventil hält ;-). Ich kenne die Spec der Ventile nicht, würde aber mal von knapp um unterhalb 2 Bar ausgehen. Deshalb nach dem Lösen des Ventils kurz Dämpfer ausblasen lassen.
    Wagenhebermodus schaltet das Nachregeln der Niveauregulierung ab, d.h. es verhindert dass das Federbein lageabhängig nachregelt (z.B. immer länger wird), relativ ärgerlich wenn mann an einer Seite einen Wagenheber unterstellt und obwohl man höher und höher kurbelt, das Rad trotzdem nicht vom Boden kommt ;)

  • ...so, nun isses bei mir soweit!
    Das Fahrwerk wirft mir alle paar KM einen Fehler...

    Allem Anschein nach habe ich diverse Undichtigkeiten an den Federbeinen (Wagenhebermodus über nacht hatte zur Folge das der Wagen am nächsten Tag total schief da stand)
    Da auch meine Dämpfer nach nun mittlerweile 180tkm alles andere als gut sind möchte ich die Federbeine tauschen lassen.

    Kann mir jemand eine gute & günstige Werkstatt in Hamburg & Umgebung nennen die sowas macht?
    Mein FREUNDLICHER will für den Austausch allein 1800€ Arbeitslohn haben :denker:


    Grüße aus Hamburg´s Süden
    Christoph

  • Hier hat es auch Viel Know-How in dem Bereich, nur etwas weit Weg von Hamburg - aber hey, besuche doch mal den Schwarzwald :)

    http://www.air-suspension-shop.com/


    Der ist bekannt für gute Arbeit...
    Am Besten macht Oberklempner einen Kurzurlaub im Schwarzwald, gibt am Freitag sein Auto kurz ab zur Reparatur und kassiert dafür ein paar Pluspunkte bei der besten Ehefrau von allen=> und kommt deutlich billiger weg als in der Markenwerkstatt :)

    Gruss
    Mark

  • da kann ich im Notfall Hilfestellung geben - ist ca. 60km von uns :D da gibts "schöne Schwarzwaldstraßen" hin von uns aus :Applause:

  • oh klasse! Darauf werde ich zurück kommen wenn es soweit ist.

    Ich habe mit gerade eine Einabuanleitung angeschaut. Das wechseln der Federbeine ist ja eigentlich genau so aufgebaut wie bei normalen Spiralfeder-Fahrwerken. Mal schauen wie das Wetter wird. Evtl. mache ich es doch selbst.
    Normale Fahrwerke habe ich mittlerweile schon 8 oder 9 mal ausgetauscht - sollte also kein Problem darstellen.
    Einizig und allein das Anlernen der neuen Federbeine werde ich wohl nicht hin bekommen.
    Ist es möglich die Federbeie und den Kompressor aus zu tauschen und dann im Hebebühnenmodus zu VW zu fahren? Das Anlernen überlasse ich dann doch lieber VW....
    Oder spricht etwas dagegen? (Sind etwa 10km durch die Stadt bis zur Werkstatt)

    Gruß
    Christoph